
Leer. Rund 200 Menschen verfolgten am Dienstag in Leer in der Rathausstraße die mittlerweile vierte Verlegung von Stolpersteinen. Der Künstler Gunter Demnig, der das Gedenkprojekt erfunden hat, verlegte 21 Steine für die jüdischen Familien Aussen, Aron, Landsberg, de Vries und Zilversmit, die allesamt Opfer des Nationalsozialismus geworden sind. Erstmals wurde in Leer auch ein Stein für ein nichtjüdisches Opfer verlegt: der ehemalige Leeraner Bürgermeister Erich vom Bruch (1885-1933), der von den Nazi-Schergen diffamiert und in den Selbstmord getrieben wurde, bekam einen Stein direkt an der Eingangstreppe zum historischen Rathaus. „Wir wollen die ganze Bandbreite an Opfern mit unserer Stolperstein-Initiative berücksichtigen“, sagte Bernd-Volker Brahms von der AG Stolpersteine. Bürgermeister Claus-Peter Horst (parteilos) begrüßte einige Nachfahren der Familien Aussen und Landsberg. Auch der 100-jährige Holocaustüberlebende und Leeraner Stolperstein-Initiator Albrecht Weinberg war bei der Veranstaltung dabei.

Bürgermeister Horst sieht das Stolperstein-Projekte als gute Grundlage die Mahnung zum gesellschaftlichen Zusammenhalt: „Wir müssen uns jeden Tag neu für Toleranz und Respekt in der Gesellschaft einsetzen und einschreiten, wenn wir beobachten, dass Menschen respektlos behandelt werden.“

Mittlerweile liegen 73 Stolpersteine in Leer. Die Schicksale der Menschen wurden auch diesmal von Schülerinnen und Schülern verschiedener Schulen vorgetragen. Beteiligt waren die Friesenschule, die BBS I, die BBS II, das TGG sowie die IGS Moormerland. Zuvor hatten Schüler der Gutenbergschule bereits morgens den jüdischen Friedhof in der Groninger Straße in Schuss gebracht. „Die Beteiligung der Schulen ist uns ein enorm wichtiges Anliegen“, sagt Susanne Bracht, die Leiterin der Ehemaligen Jüdischen Schule (EJS).

Wie schon bei den drei vorherigen Stolperstein-Verlegungen seit 2022 wurde auch diesmal eine Begleit-Broschüre erstellt. Das 68 Seiten starke Heft wird gegen eine Spende von zwei Euro abgegeben und ist in der EJS sowie im Heimatmuseum erhältlich. In einem Jahr soll es die fünfte Verlegung von Stolpersteinen in Leer geben. Die Planungen laufen bereits.
